Vorbilder*innen – Feminismus in Comic und Illustration

Vorbilder*innen
Vorbilder*innen
© Helena Janečić

Vorbilder*innen – Feminismus in Comic und Illustration

16. bis 19. JuniRedoutensaal

Öffnungszeiten: 

Do 12:00–19:00, Fr/Sa 10:00–19:00, So 10:00–18:00 Uhr

Die ursprünglich für den 19. Internationalen Comic-Salon 2020 geplante Ausstellung wurde zuvor bereits an drei verschiedenen Orten gezeigt: im Rahmen des Comicfestivals München, im Museum für Kommunikation Berlin sowie im Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst.

Die Ausstellung wurde mit freundlicher Unterstützung des Stadtmuseum Erlangen realisiert.

Gefördert durch den Kulturfonds Bayern – Bereich Kunst.

Wie kommt es, dass Comic-Künstler der 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahre zu Ehren gelangt sind, während Frauen in dieser Ahnengalerie selten auftauchen? Welche Auswirkungen hat es, wenn Vorbilder größtenteils männlich sind? Und: Was bedeutet eigentlich Feminismus im Comic?
Der Feminismus ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Spätestens seit #metoo ist dieser Satz zum Gemeinplatz geworden. Sichtbar wird sein Einfluss an Gesetzesänderungen, vielfältigeren Rollenbildern und neuen sozialen Bewegungen. Die Comic-Szene zeigt diese Veränderungen wie unter dem Brennglas: Während die große Mehrheit der Zeichner*innen und Leser*innen bis Ende der 1990er-Jahre männlich war, sind Frauen mittlerweile auf allen Ebenen präsent. Sie gewinnen wichtige Preise, veröffentlichen Bestseller, leiten Verlage und dominieren je nach Veranstaltungsthema das Publikum. Fragt man aber nach einflussreichen Zeichnerinnen, werden meist Zeitgenossinnen genannt. Der prägende Einfluss, den Comic-Zeichnerinnen von Beginn an auf die Entwicklung des Mediums hatten, scheint nicht immer bewusst.
Die Ausstellung befasst sich mit Vorbildern und wie sie installiert werden. In acht Themenbereichen werden 30 Künstler*innen vorgestellt, die das Thema „Vorbilder*innen“ auf unterschiedliche Weise aufgreifen: In „Autobiografie“ stellen Künstler*innen ihr eigenes Leben mit all seinen Widersprüchen, Verletzungen und Ängsten dar. Sie erzählen Erfolgsgeschichten, bei der Schwierigkeiten, die eigene Identität auszuleben, überwunden werden. Im Bereich „Biografie“ schenken Künstlerinnen inspirierenden Frauen der Vergangenheit ihre Aufmerksamkeit und machen diese heutigen Leser*innen zugänglich.

Das Kapitel „Girls‘ Clubs“ zeigt, wie Zeichnerinnen sich gegenseitig ein Vorbild sind und einander in Gruppen, Teams und Kollektiven bestärken. Diese Zusammenschlüsse – ähnlich der „Boys‘ Clubs“ – bieten auch ökonomische und politische Vorteile. In „Gender Reverse“ werden stereotype Geschlechterrollen entlarvt und Genderklischees dekonstruiert, z. B. durch Gender-Reverse-Szenarios oder durch Zukunftsvisionen, in denen Frauen die „Herrschaft“ übernommen haben. In „Body & Sex Positive“ wehren sich Künstlerinnen dagegen, den weiblichen Körper mit Scham zu belegen. Sie zeichnen positive Körperbilder und ermutigen Frauen dazu, sich in ihren eigenen Körpern wohlzufühlen. „Wissen & Historie“ schließt Wissenslücken über Weiblichkeit oder die feministische Bewegung. Künstlerinnen geben Leser*innen Instrumente an die Hand, um sich gegen Bevormundung und Benachteiligung zu wehren.
Dass Feminismus auch Teil eines politischen oder humoristisch-anarchischen Projekts sein kein, zeigt das Kapitel „Aktivistinnen und Anarchas“. Schließlich sind Feministinnen keine verbissenen Männerhasserinnen. Vielleicht sollten wir uns einfach alle lockermachen?

Die Comics in „Strong Female Lead“ kommen der alten feministischen Forderung nach differenzierten weiblichen Figuren nach: kein Eye Candy, sondern Frauen, die nicht durch ihre Beziehung zu einem Mann definiert werden.
Katharina Erben und Lilian Pithan