Penelopes zwei Leben
Die Geschichte beginnt mit einem Homer-Zitat und dem Bekenntnis, dass die Protagonistin ihre Tochter vier Jahre lang nicht gesehen hat. In einer Parallelerzählung zeigt der obere Bildteil das sichere Leben in Brüssel und der untere Teil Penelopes Realität im kriegsgeschüttelten Aleppo des Jahres 2015. Während die 14-jährige Tochter mit dem Blut der ersten Menstruation kämpft, kämpft Penelope, die Chirurgin, um das Leben eines Mädchens nach einem blutigen Angriff in der nordsyrischen Stadt. Als Penelope nach Hause reist, begleitet sie das gestorbene Mädchen als roter Fleck im Gepäck und weicht ihr auch künftig nicht von der Seite. Empathisch schildert Judith Vanistendael die Schwierigkeiten, sich wieder aneinander zu gewöhnen und die verschiedenen Welten zu verstehen: der liebevolle Mann, die heranwachsende Tochter, die besorgte Mutter, die Zwillingsschwester … In wunderbar zarten Aquarellen erhalten wir Einblick in das Innenleben der Protagonistin. Als Epilog schildert Vanistendael ihre eigene Reise ins Flüchtlingslager Moria und bringt so die große Not von Geflüchteten noch einmal verstärkend ins Bewusstsein.