Birgit Weyhe

© Vera Drebusch

Laudatio von Andrea Heinze:

Allein wie Birgit Weyhe Vögel zeichnet, ist eine Kunst für sich: Manche schwingen sich auf in die Luft, als wären sie die Verkörperung der Freiheit. Andere kauern am Boden, als hätten sie ihr Potential noch nicht entdeckt. Und wieder andere sind so zerrupft und zerrissen, dass klar ist: diesem Wesen wurde Gewalt angetan.

Durch Metaphern wie diese werden die Comics von Birgit Weyhe ungeheuer dicht. Und sie sind immer menschlich. Denn Birgit Weyhe interessiert, was Menschen umtreibt, wie sie wurden was sie sind – und zwar ganz gleich, aus welcher Kultur sie kommen, welche Hautfarbe sie haben oder wie alt sie sind. Das ist einzigartig in der deutschen Comiclandschaft.

Es geht um die Lebens- und Arbeitsbedingungen von mosambikanischen Vertragsarbeiter*innen in der DDR oder um Birgit Weyhes eigene Familiengeschichte. In ihrem aktuellen Comic „Rude Girl“ erzählt sie die Geschichte von Priscilla Layne, einer schwarzen US-Amerikanerin aus einfachen Verhältnissen, die Germanistik-Professorin wird. Birgit Weyhe recherchiert diese Biografie mit einer Neugier, die schon ihre vorangegangenen Arbeiten stark gemacht haben. Und sie findet dafür wie üblich eine eigene, ausgefeilte Dramaturgie. So zeichnet sie Menschen mit all ihren Facetten und bedient eben keine Stereotype.

Birgit Weyhe wurde 1969 in München geboren, verbrachte ihre Kindheit in Ostafrika und ist erst spät zum Comic gekommen. An der Hamburger Universität für Angewandte Wissenschaften begann sie 2002 ihr Studium der Illustration – dass sie sich während des Studiums auch für die freie Kunst interessiert, merkt man ihren Comics bis heute an.

Birgit Weyhe entwirft Muster, die aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten zu kommen scheinen – und die in ihren jüngeren Comics immer mehr zu abstrakten Strukturen werden, etwa zu dunklen Wolken, die sie über ihre Protagonisten legt. So kombiniert Birgit Weyhe Text und Bild in ihren Comics, dass daraus universelle Stoffe werden.