Alexander Braun
Alexander Braun
Laudatio von Andrea Heinze:
Es ist atemberaubend, wie Alexander Braun in seinen Büchern und Ausstellungen Klassiker der Comicgeschichte in den Kontext der bildenden Kunst rückt: Die staksenden Betten mit den ellenlangen Beinen, in denen sich der kleine Nemo von Winsor McCay durch seine Träume bewegt, haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit staksenden Tieren auf Salvador Dalís Gemälden. Ähnlich wie bei Magritte, schweben Menschen auch durch Winsor McCays Bildwelten. Die Zeichnungen von Winsor McCay sind rund 40 Jahre vor den Arbeiten von Dalí oder Magritte entstanden.
Alexander Braun zeigt, wie Comickünstler*innen Vorreiter für Kunstrichtungen wie den Surrealismus waren. Und er zeigt, wie Comickünstler*innen in der Tradition der bildenden Kunst stehen, etwa wenn er Darstellungen aus Horror-Comics mit denen des Barockmalers Caravaggio vergleicht. Das Besondere daran: durch den Vergleich mit der bildenden Kunst legitimiert Alexander Braun den Comic nicht, sondern zeigt ihn als gleichberechtigt unter den Künsten.
Alexander Braun wurde 1966 in Dortmund geboren. Er ist bildender Künstler, Kunsthistoriker, Comicsammler. Und er ist ungeheuer sorgfältig, wenn es darum geht, die Geschichte des Comics in all ihren Facetten zu ergründen. Auf diese Weise legt er immer wieder Standartwerke vor – und wurde dafür als einziger Deutscher gleich zwei Mal mit dem renommierten Eisner-Award ausgezeichnet.
In seiner Arbeit über die Comics von Will Eisner zeigt er nicht nur, wie seine jüdische Herkunft und das Milieu der New Yorker Mietskasernen seine Arbeit beeinflusst haben, sondern gräbt auch Comics aus, die Will Eisner jahrelang als Brotjob für die US-Armee gezeichnet hat.
Alexander Braun ist ein großartiger Analytiker, der in seinen Büchern und Ausstellungen immer wieder zeigt, wie Lebensumstände, Persönlichkeit und Werk zusammenhängen. Auf diese Weise verfasst er maßgebliche Werke der Comicgeschichte und eröffnet neue Perspektiven auf die Kulturgeschichte, die weit über die Comicszene hinaus relevant sind und wahrgenommen werden.